Ab jetzt gilt das weltweit gültige World Handicap System mit den neuen Handicap-Regeln. Es ist international einheitlich und ist zudem vorteilhafter als das alte deutsche Vorgabensystem, weil es die aktuelle Spielstärke genauer erfasst, weil es das Handicap zukünftig als Mittelwert der besten acht aus Ihren letzten zwanzig Handicap-relevanten Ergebnissen errechnet. Die durchschnittliche Neuberechnung nach jeder Runde unterstützt die Feststellung Ihrer aktuellen Spielstärke. Positive Ausreißer werden relativiert, während negative möglicherweise unberücksichtigt bleiben.
Dementsprechend enthält Ihr Scoring Record demnächst nur die neuesten 20 Einträge. Bei weniger als zwanzig Ergebnissen wird Ihr Handicap-Index auf einer schmaleren Datenbasis kalkuliert. Bei bis zu fünf Einträgen wird der niedrigste zugrunde gelegt. Bei sieben bis acht Ergebnissen zählt der Durchschnitt der besten zwei, bei fünfzehn bis sechzehn Turnierteilnahmen der Durchschnitt der niedrigsten fünf.
Durch den Wechsel zum WHS verliert die bisherige EGA-Vorgabe ihre Gültigkeit. Damit entfallen die bisherigen Vorgabenklassen und auch Spieler der alten Vorgabenklasse 1 können zukünftig Handicap-relevante Privatrunden spielen und an Neun-Löcher-Turnieren teilnehmen.
Seine Stärken zeigen die Handicap-Regeln besonders bei häufigen Turnierteilnahmen. Je mehr Ergebnisse Sie erzielen, desto genauer spiegelt der Handicap-Index Ihre aktuelle Spielstärke wider. Nur so ist ein Fairplay im Wettstreit um Nettoplatzierungen möglich. Deshalb sind ab 2021 alle Einzel-Zählspielturniere (auch nach Stableford) von Mai bis September immer Handicap-relevant. Innerhalb von Deutschland werden die erspielten Werte automatisch per Software erfasst und eingerechnet. Nur im Ausland müssen Sie die erzielten Ergebnisse selbst an Ihren Heimatclub übermitteln.
Nur die besten acht der letzten zwanzig Ergebnisse beeinflussen Ihren Handicap-Index, die zwölf schlechteren Runden werden ignoriert.
Das bleibt gleich
Die European Golf Association (EGA) hat darauf bestanden, dass das maximale Handicap weiterhin bei 54 liegt. Nationalverbände können auch zukünftig entscheiden, ob der Anstieg eines Handicaps bei einem bestimmten Wert gestoppt wird. Der Deutsche Golf Verband (DGV) setzt diese Marke unverändert bei 26,5 fest. Oberhalb dieser Grenze können Sie Ihr Handicap nur verbessern. Haben Sie einmal diese Grenze unterschritten, erhöht sich Ihr Handikap höchstens wieder auf 26,5.
Bekanntes unter neuem Namen
Wie schon früher bestimmen auch Course-Rating und Slope-Werte, also die Schwierigkeit des Platzes, die Kalkulation Ihres Handicaps. Wie gewohnt wird vor der Runde je nach Abschlag, Geschlecht und Handicap eine individuelle Spielvorgabe für den zu spielenden Platz ermittelt. Die heißt jetzt Course Handicap. Der Extra Day Score (EDS-Runde) firmiert nun unter gleichen Bedingungen als registrierte Privatrunde. Andere private Runden werden auch weiterhin nicht zur Berechnung des Handicaps herangezogen.
World Handicap System – kurz erklärt im offiziellen Video von USGA und R&A sowie weiteren Videos
Es ist zu erwarten, dass die deutschen Golferinnen und Golfer eine Weile brauchen werden, um sich mit den terminologischen Neuheiten und mathematischen Besonderheiten des neuen Systems vertraut zu machen. Die größere Umstellung wird vermutlich aber jene auf die Philosophie sein, die hinter dem neuen World Handicap System (WHS) steht. Diese wurde nämlich aus dem in den USA etablierten Handicap-System übernommen. Diesem liegt eine viel „entspanntere“ Umgangsweise mit dem eigenen Handicap zugrunde, als es in Deutschland mit dem EGA-System der Fall ist.
Carl-Clemens Andresen,
Vizepräsident des Golfverbands Niedersachsen-Bremen